CO2-Bilanzierung leicht gemacht: Die ausgabenbasierte Methode
26.07.2024
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Daniel Lawson
Bei der CO2-Bilanzierung stehen Unternehmen häufig vor der Herausforderung, den CO2-Fußabdruck einer Aktivität zu berechnen, wenn die genaue Menge dieser Aktivität nicht bekannt ist. Ein Beispiel: Wie kann man Emissionen von verschiedenen Reisearten im Laufe des Jahres messen, ohne die zurückgelegte Strecke zu wissen? Eine Lösung für dieses Problem ist die “ausgabenbasierte Methode” (spend-based method). Anstatt die Aktivität selbst zu messen, kann die Ausgabensumme für diese Aktivität verwendet werden, um die Emissionen zu schätzen. Dies kann durch die Analyse von “Environmentally-Extended Input-Output (EEIO)” Daten erreicht werden.
Was ist die EEIO-Analyse?
Die “EEIO-Analyse” (Environmentally Extended Input-Output-Analyse) ist eine weit verbreitete und relativ einfache Methode. Sie bewertet die wechselseitigen Abhängigkeiten zwischen wirtschaftlichen Konsumaktivitäten und den damit verbundenen Umweltwirkungen. Am häufigsten wird sie zur Messung von Treibhausgasemissionen eingesetzt. Ein EEIO-Modell berechnet, wie viel Kohlendioxid (CO2) durch die Produktion und den Konsum von Waren und Dienstleistungen entsteht – und zwar pro finanzieller Einheit wirtschaftlicher Leistung, zum Beispiel pro ausgegebenem Euro. So lässt sich der CO2-Ausstoß eines Unternehmens oder einer gesamten Wirtschaft schätzen, ohne dass man jede einzelne Aktivität messen muss.
Organisationen nutzen EEIO Faktoren, um die Treibhausgasemissionen in verschiedenen Scope-Kategorien zu quantifizieren, wie zum Beispiel gekaufte Waren und Dienstleistungen (Scope 3, Kategorie 1), Dienstreisen (Scope 3, Kategorie 6) sowie Transport in der Lieferkette (Scope 3, Kategorie 4 & 9). Die Faktoren basieren auf Ausgaben und entsprechen dem Greenhouse Gas Protocol.
Immer häufiger setzen auch Investoren diese Methode ein, um Emissionen in der Kategorie Investitionen (Scope 3, Kategorie 15) zu messen. Die Partnership for Carbon Accounting Financials unterstützt diesen Ansatz zur Messung von Emissionen aus Aktien, Anleihen und Unternehmensdarlehen.
Es gibt mehrere handelsübliche EEIO-Modelle, die auf dem Markt verfügbar sind, darunter EXIOBASE, EORA, WIOD und GTAP. Diese Modelle sind unter verschiedenen Lizenzvereinbarungen entweder direkt oder über einen Drittanbieter oder Berater zugänglich.
Atlas Metrics hat ein eigenes proprietäres Modell entwickelt, das auf den Inter-Country Input Output tables der OECD basiert und Treibhausgasemissionen Daten von EDGAR und FAOSTAT verwendet.
Hohe Abdeckung, geringer Aufwand: Der Vorteil der EEIO-Analyse
EEIO-Faktoren sind einfach zu verwenden und erfordern minimale Ressourcen für die Datensammlung. Organisationen müssen lediglich finanzielle Daten bereitstellen, wie z.B. Beschaffungsausgaben und Umsätze, die nach wirtschaftlichen Sektoren und Ländern kategorisiert sind.
Um absolute Emissionen zu berechnen, wird der land- und sektorspezifische EEIO-Faktor mit den Ausgaben für einen Lieferanten oder dem Umsatz des investierten Unternehmens multipliziert. Dieser Ansatz ist weniger arbeitsintensiv im Vergleich zur aktivitätsbasierten LCA (Lebenszyklusanalyse, engl. Life Cycle Assessment) oder direkten Offenlegungs-basierten Analysen der Lieferkette oder eines Investitions Portfolios.
Diese wenig aufwendige Datensammlung führt in der Regel zu einer Abdeckung von 80 - 100% der Emissionen. Hohe Abdeckung bei geringem Aufwand bedeutet, dass Organisationen schnell mit ihrer CO2-Bilanzierung beginnen und auf regulatorische Anforderungen sowie Erwartungen der Stakeholder reagieren können.
Dieser Ansatz ist jedoch nicht die ultimative Lösung. Ausgabenbasierte Analysen sind zwar umfassend und konform, werden jedoch in der Regel als von geringerer Qualität eingestuft. Ideal ist es, sie dann zu verwenden, wenn aktivitätsbasierte Daten nicht verfügbar sind. Das Ziel jeder Organisation sollte es sein, die Datenqualität im Laufe der Zeit zu verbessern, indem ausgabenbasierte Methoden nach und nach durch detaillierte, aktivitätsbasierte Ansätze ersetzt werden.
Kann die ausgabenbasierte Methode für alle Branchen verwendet werden?
Ja, die ausgabenbasierte Methode ist branchenübergreifend anwendbar und eignet sich sowohl für Produzenten als auch für Dienstleistungsunternehmen, um ihre CO2-Emissionen zu schätzen. Es ist besonders nützlich in Fällen, in denen detaillierte aktivitätsbasierte Daten schwer zu sammeln sind.
Welche Vorteile bietet die ausgabenbasierte Methode?
Einfachheit und geringer Aufwand: Organisationen müssen nur finanzielle Daten bereitstellen, wie z.B. Beschaffungs- oder Investitionsausgaben.
Hohe Abdeckung: Diese Methode kann 80-100% der Emissionen abdecken.
Schneller Einstieg: Unternehmen können schnell mit der CO2-Bilanzierung beginnen und auf regulatorische Anforderungen reagieren, ohne detaillierte Aktivitätsdaten zu sammeln.
Verwendung der ausgabenbasierten Methode mit Atlas Metrics
Atlas Metrics unterstützt Organisationen auf ihrem Weg zu einer besseren Datenqualität. Unser Modul für Lieferketten-Emissionen ermöglicht es Nutzern, ihr Beschaffungsbuch auf die Plattform hochzuladen und sofort eine vollständige ausgabenbasierte Schätzung für die Scope 3 Kategorie 1 “Gekaufte Waren und Dienstleistungen” zu erhalten. Nutzer können dann ihre Materiallieferanten einladen, ihre eigenen CO2-Daten einzureichen, die automatisch die ausgabenbasierten Schätzungen ersetzen und so die Genauigkeit des Lieferketten-Fußabdrucks verbessern.
Einige deutsche Regionalbanken nutzen bereits Atlas Metrics, um finanzielle Daten hochzuladen. Dadurch erhalten sie sofort einen ausgabenbasierten CO₂-Fußabdruck für die Scope 3 Kategorie 15 “Investitionen”. Im Laufe der Zeit können sie dann Materialdaten durch aktivitätsbasierte oder direkte Offenlegungen ersetzen, um einen präziseren Fußabdruck zu ermitteln.
In beiden Fällen bietet Atlas Metrics Organisationen einen umfassenden CO2-Fußabdruck und liefert wertvolle Einblicke, wo der Fokus auf die Verbesserung der Datenqualität gelegt werden sollte.