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PCAF: Warum dieser Standard für Finanzinstitute so wichtig ist

25.04.2025

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Christina Anselm

PCAF finanzierte Emissionen
PCAF finanzierte Emissionen

Die Finanzindustrie spielt eine entscheidende Rolle bei der Bekämpfung der Klimakrise, da sie einen maßgeblichen Einfluss auf den Übergang zu einer kohlenstofffreien Wirtschaft hat. Jeden Tag werden von ihr weltweit bis zu 1,8 Milliarden Dollar in fossile Brennstoffe investiert. Der Beitrag des Finanzsektors zum Klimawandel wurde bis zum Jahr 2015 nicht bilanziert. Einer Initiative von 14 niederländischen Banken ist es zu verdanken, dass die PCAF gegründet wurde, die mehr Transparenz in diesem Bereich schaffen wollte. In diesem Artikel beleuchten wir, welche Rolle dieser besondere Verbund von Finanzinstituten mittlerweile auf verschiedenen Ebenen einnimmt und was es mit dem PCAF-Standard auf sich hat.

PCAF: Was steckt dahinter?

Die Abkürzung „PCAF“ steht für „Partnership for Carbon Accounting Financials“ und beschreibt eine globale Partnerschaft von Finanzinstituten, die einen standardisierten Ansatz zur Messung und Offenlegung von sogenannten „finanzierten“ Emissionen initiierten. Hier ist eine Definition für den Begriff: 

Unter finanzierten Emissionen versteht man Treibhausgase, die aufgrund
von Finanzdienstleistungen, Investitionen und Krediten von Investoren und Finanzinstituten entstehen.
  

Vierzehn niederländische Finanzinstitute zählten im Jahr 2015 zu den Gründungsmitgliedern, die sich die Frage stellten: „Welche Auswirkungen haben Kredite und Investitionen auf die Freisetzung von Treibhausgasemissionen – und wie können wir diese messbarer, vergleichbarer und damit noch transparenter machen?“.  Die Antwort war ein standardisiertes Berechnungsverfahren, mit dem der Finanzbranche ein wichtiges Werkzeug an die Hand gegeben wurde, um künftig der Rechenschaftspflicht gegenüber dem Pariser Klimaabkommen nachkommen zu können. Der Name dieses wichtigen Werkes: Global GHG Accounting and Reporting Standard. Diese auch als „PCAF-Standard“ bekannte Guideline wurde vom PCAF Global Core Team entwickelt und in englisch verfasst. Einen speziellen PCAF-Standard in deutsch gibt es bis dato nicht.   

In den Folgejahren expandierte die PCAF in die ganze Welt. Nicht nur Banken und Versicherungen können sich seitdem diesem Verbund anschließen, sondern auch Investoren. Wer der PCAF beitreten möchte, muss eine Verpflichtungserklärung unterzeichnen, dem jeweiligen lokalen regionalen Umsetzungsteam beitreten und kann im Anschluss mit der Bewertung der finanzierten Emissionen starten. Der Beitritt zur PCAF und auch die Nutzung der Standards ist für die Mitglieder kostenfrei. 

Welche Klimaschutzziele gibt es?

Das Pariser Klimaschutzabkommen spielt eine zentrale Rolle bei der Bekämpfung des Klimawandels. Erklärtes Ziel ist es demnach, den globalen Temperaturanstieg in diesem Jahrhundert deutlich unter 1,5°C über dem vorindustriellen Niveau zu halten – und alle Industrie- und Schwellenländer sind angehalten, ihren Beitrag leisten. Die sogenannte „Green Deal“-Initiative der Europäischen Union zielt zusätzlich darauf ab, Europa bis zum Jahr 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent der Welt zu machen. Bestandteil des Green Deals sind diverse Maßnahmen und Regelungen, die 

  • dem Klimawandel entgegenwirken, 

  • nachhaltiges Wachstum fördern und

  • eine faire Transformation für alle sicherstellen.

 Auch für die Finanzdienstleistungsbranche sind daraus eine Reihe von Vorschriften entstanden, die u.a. auch ihre Informationspflicht zum eigenen nachhaltigen Engagement betreffen. PCAF spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle, da sie eine weltweite Standardisierung der CO₂-Bilanzierung ermöglicht und Finanzdienstleistern dabei hilft, ihr Portfolio mit dem Pariser Klimaabkommen in Einklang zu bringen. Wie wichtig dies ist, zeigt auch der Bericht „Time to Green Finance“, nach dem die gemeldeten finanzierten Emissionen mehr als 700-mal höher sind als die gemeldeten betrieblichen Emissionen.    

PCAF-Standards: Welche Ziele werden damit verfolgt?

Neben der Schaffung eines transparenten und rechenschaftspflichtigen Systems zur Messung und Offenlegung von Treibhausgasemissionen für den Finanzsektor sind mit PCAF noch eine Reihe von weiteren wichtigen Zielen verbunden. Dazu gehören: 

  • Identifikation von emissionsintensiven Bereichen bis hin zur Empfehlung
    einer Veräußerung von Vermögenswerten mit hohem Kohlenstoffausstoß

  • Unterstützung bei der Umsetzung von Net-Zero-Strategien

  • Umlenkung von Kapital in emissionsarme Technologien 

  • Generelle Förderung von Transparenz und Verantwortung bei der Offenlegung von Klimarisiken und -auswirkungen

  • Förderung der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Politik und der Finanzdienstleistungsbranche zur Bekämpfung des Klimawandels 

  • Förderung einer aktiven Rolle des Finanzsektors beim Klimaschutz

  • Unterstützung bei der Festlegung von wissenschaftlich fundierten Klimaschutzzielen

  • Sensibilisierung für die vorhandene Datenqualität in Bezug auf
    finanzierte Emissionen

  • Bewusstseinsschärfung für den gesamten Finanzsektor was
    die eigene Wirkkraft in Bezug auf den Klimawandel betrifft

  • Mehr Transparenz im Vergleich zu Wettbewerbern

  • Positiver Imagetransfer in Richtungen Investoren und Kunden –
    sowie für die gesamte Finanzbranche, da sie als umweltbewusst wahrgenommen wird

Wie werden Treibhausgasemissionen gemäß PCAF berechnet?

Der „Global GHG Accounting and Reporting Standard for the Financial Industry“ wurde im Jahre 2020 entwickelt und in den Folgejahren stetig an aktuelle Bedürfnisse der Finanzbranche angepasst. PCAF hat sich mittlerweile innerhalb der Finanzbranche als regelrechter „Goldstandard“ etabliert. Er entspricht nicht nur dem Greenhouse Gas Protocol (GHG), sondern lässt auch eine genauere Bewertung der finanzierten Emissionen im Hinblick auf ihre Auswirkungen auf das Klima zu und stellt dafür eine Reihe von Kennzahlen zur Verfügung. Darüber hinaus ist PCAF auch mit weltweit anerkannten Standards bzw. Initiativen wie dem Carbon Disclosure Project (CDP) und der Task Force on Climate Related Financial Disclosures (TCFD) kompatibel. Auch die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) schreiben die Nutzung des PCAF-Standards vor. 

Wie ist der PCAF-Standard aufgeteilt?

Er besteht aus den drei Teilen A, B und C. Hier ist eine Übersicht, welche Emissionen jeweils in den drei Bereichen Thema sind. 

  • PCAF-A: Der Bereich für finanzierte Emissionen enthält detaillierte methodische Anleitungen zur Messung und Offenlegung von Treibhausgasemissionen in Verbindung mit sieben Anlageklassen sowie Anleitungen zum Emissionsabbau.

  • PCAF-B: Der Bereich für erleichterte Emissionen enthält detaillierte methodische Anleitungen für die Messung und Berichterstattung von Treibhausgasemissionen im Zusammenhang mit Kapitalmarktemissionen.

  • PCAF-C: Der Bereich für versicherungsbedingte Emissionen enthält methodische Leitlinien für die Messung und Meldung von Treibhausgasemissionen im Zusammenhang mit Rück-/Versicherungsgeschäften. 

Welche Anlageklassen deckt die „PCAF Methodology“ ab?

Die PCAF-Methodik zur Treibhausgasbilanzierung kann zunächst einmal von allen weltweiten Finanzinstituten angewendet werden. PCAF unterstützt vor Ort entsprechend mit regionalen Umsetzungsteams. Folgende gängige Anlageklassen werden im PCAF-Standard derzeit berücksichtigt: 

  • Börsennotiertes Eigenkapital und Unternehmensanleihen

  • Unternehmenskredite und nicht börsennotiertes Eigenkapital

  • Projektfinanzierung

  • Hypotheken

  • Gewerbliche Immobilien

  • Kfz-Kredite

Auf welchen Grundlagen basiert die Methodik?

Einer der wichtigsten Grundsätze ist, dass die Finanzinstitute die Emissionen aus Scope 1 (direkt verursachten Emissionen), Scope 2 (indirekten Emissionen aus dem Energieverbrauch) und Scope 3 (weiteren indirekten Emissionen entlang der Wertschöpfungskette ihrer Kreditnehmer und Investitionsempfänger) berücksichtigen. Scope 1 und Scope 2 Emissionen müssen bei allen Anlageklassen mit einbezogen werden, Scope 3 Emissionen nur bei einigen. Maßgeblich für die konkrete Methodik ist die jeweilige Anlageklasse. 

Darüber hinaus gelten beim PCAF-Standard wichtige Rechnungslegungs-grundsätze wie Vollständigkeit, Konsistenz, Transparenz und Genauigkeit. Auch das Verhältnis der Emissionen zum Finanzierungsanteil des Instituts findet Berücksichtigung. Ein weiterer entscheidender Punkt ist die Qualität der zugrunde liegenden Emissions- und Finanzdaten, die auf einer Skala von 1 (geringste Zuverlässigkeit) bis 5 (höchste Zuverlässigkeit) vom jeweiligen Finanzinstitut pro Anlageklasse separat selbst bewertet wird. 

Es wird empfohlen, auch auf Basis eines schlechten Datenfundaments den PCAF-Standard anzuwenden, da dadurch bereits erste Einsparpotenziale bei finanzierten Emissionen identifiziert werden können. Sollte es bei bestimmten Informationen an Daten mangeln (oder die Aktivitäten für die gesamten finanzierten Emissionen des Instituts zu unbedeutend sein) kann auf sie verzichtet werden. Eine weitere Flexibilität besteht darin, dass die Finanzinstitute wählen können, ob sie eine bestimmte Anlageklasse oder nur einen gewissen Prozentsatz ihres Portfolios offenlegen möchten. 

Die Empfehlung seitens PCAF lautet allerdings: immer die neuesten Daten verwenden. Dies kann im Zweifel auch bedeuten, dass Finanz- und Emissionsdaten aus verschiedenen Jahren zusammengetragen werden müssen. Grundsätzlich wird nach PCAF eine jährliche Offenlegung der finanzierten Emissionen vorgeschrieben.  

Welche weiterführenden Kennzahlen werden zur Verfügung gestellt?

Derzeit bietet PCAF vier verschiedene Kennzahlen, um finanzierte Emissionen messbar zu machen. Nummer 1 und 2 sind derzeit die am häufigsten eingesetzten Kennzahlen. 

  1. Absolute Kohlenstoffemissionen,
    quasi der CO2-Fußabdruck eines Portfolios 

  2. Gewichtete durchschnittliche Kohlenstoffintensität,
    bewertet den Impact der Anleger auf Übergangsrisiken 

  3. Gewichtete Kohlenstoffemissionen, kennzeichnet die kohlenstoffintensivsten Portfolios

  4. Kohlenstoffintensität,
    setzt die Schadstoffeffizienz mit dem Umsatz ins Verhältnis

Was hat es mit Doppelzählungen auf sich?

Es kommt vor, dass Finanzinstitute sowohl mit Eigen- als auch mit Fremdkapital an einem Unternehmen oder Projekt beteiligt sind. In diesem Fall besteht die Gefahr, dass es zu Doppelzählungen kommt, die das Bild der finanzierten Emissionen verfälschen. Auch zwischen Transaktionen in denselben Finanzinstituten und durch die gleichzeitige Finanzierung derselben Aktivität kann es zu Doppelzählungen kommen. Generell gilt es in solchen Fällen, die richtigen Zuordnungsregeln zu verwenden. Welche weiteren Herausforderungen ein Standard wie PCAF für Finanzdienstleister mit sich bringen kann, haben wir im nächsten Abschnitt beleuchtet.

Wie Atlas Metrics beim PCAF-Reporting unterstützt

Die Einhaltung des PCAF-Standards ist komplex – aber mit Atlas Metrics wird sie deutlich einfacher. Die ESG-Plattform bietet ein spezialisiertes PCAF-Modul, das Finanzinstitute Schritt für Schritt durch den gesamten Prozess der Emissionsberichterstattung führt.

Diese Vorteile bietet Atlas Metrics für dein PCAF-Reporting:

  • Berechnungen für alle Assetklassen: Das Tool enthält alle relevanten Emissionsfaktoren und erklärt die Methodik benutzerfreundlich – technische Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.

  • Intuitive Datenerfassung mit integrierter Qualitätssicherung: Vorlagen mit erklärenden Texten, Dropdowns und automatischen Validierungen helfen bei der korrekten Dateneingabe. Jeder Data Quality Score wird transparent dargestellt.

  • Höchste Verarbeitungsgeschwindigkeit: Ob kleine Datenmengen oder große Portfolios mit Tausenden Einträgen – Atlas Metrics liefert Ergebnisse in Sekunden.

  • Intelligente Fehlersuche: Datenprobleme werden automatisch erkannt, lokalisiert und verständlich erklärt – das spart Zeit und reduziert Fehlerquellen.

  • Audit-sichere Dokumentation: Alle Berechnungen und Annahmen sind vollständig nachvollziehbar und teilbar – ideal für Prüfungen und Stakeholder-Transparenz.

Atlas Metrics unterstützt als marktführende Lösung für umfassende ESG-Compliance bereits über 200 Banken bei ihrer doppelten Wesentlichkeit, dem CO₂-Fußabdruck, der EU-Taxonomie, CSRD und vielem mehr.

Fazit: PCAF hat sich als Standard für die Berechnung von Treibhausgasemissionen durch Kredite und Investitionen fest auf dem globalen Markt der Finanzinstitute etabliert. Auch das selbst gesetzte Ziel, mehr als 250 teilnehmende Finanzinstitute zu haben, wurde mittlerweile längst erreicht. Treibhausgasbilanzierung ist also auf dem Weg, in der Branche zur Normalität zu werden. Aber der Weg ist noch lange nicht zu Ende. PCAF arbeitet weiterhin mit anderen Organisationen zusammen, um seine Methoden zu verfeinern und die Beratung stetig auszubauen. Atlas Metrics steht Finanzdienstleistern bei dieser Entwicklung mit maßgeschneiderten Lösungen für ihre Branche zur Seite.

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