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Was sind Scope 1, 2 und 3 Emissionen?

06.06.2024

·

Maddalena Castelli Dezza

Scope 1, 2 und 3 sind Kategorien zur Einteilung von Treibhausgasemissionen (THG) basierend auf ihrer Quelle und dem Maß an Kontrolle, das eine Organisation über sie hat.

Das GHG Protokoll (Greenhouse Gas Protocol), entwickelt vom World Resources Institute (WRI) und dem World Business Council for Sustainable Development (WBCSD), bietet eine standardisierte Methode zur Messung und Berichterstattung von Treibhausgasemissionen. Es hilft Organisationen, ihren CO2-Fußabdruck zu ermitteln und umfasst sowohl direkte als auch indirekte Emissionen, die in drei „Scopes“ unterteilt werden: 

Scope 1: Umfasst direkte Treibhausgasemissionen, die aus Quellen stammen, die im Besitz der Firma sind oder von ihr kontrolliert werden. Beispiele hierfür sind Emissionen durch die Verbrennung von Brennstoffen in Anlagen und Fahrzeugen. 

Scope 2: Bezieht sich auf indirekte Treibhausgasemissionen, die durch die Erzeugung von gekaufter Elektrizität, Dampf, Wärme und Kühlung entstehen.

Scope 3: Geht über die unmittelbaren Tätigkeiten des Unternehmens hinaus und erfasst die indirekten Emissionen, die mit der gesamten Wertschöpfungskette des Unternehmens verbunden sind. Diese Emissionen können sowohl vor (upstream) als auch nach (downstream) den eigenen Aktivitäten des Unternehmens auftreten. Das GHG-Protokoll unterteilt Scope 3 in weitere 15 Kategorien.

Die drei Scopes im Detail:

Scope 1

Scope 1 umfasst Emissionen, die aus Quellen stammen, die direkt im Besitz der Organisation sind oder von ihr kontrolliert werden. Diese Emissionen gelten als direkte Emissionen, die dem Unternehmen eindeutig zugeordnet werden können. Scope 1-Emissionen werden weiter unterteilt in:

  1. Emissionsquellen aus Brennstoffverbrennung
    Dies betrifft Emissionen, die durch die Verbrennung von Brennstoffen in firmeneigenen Anlagen, Fahrzeugen oder Maschinen entstehen. Ein typisches Beispiel ist die Emission von CO₂ aus Heizkesseln oder Fahrzeugen, die mit fossilen Brennstoffen betrieben werden.

  2. Fugitive Emissionen
    Diese Emissionen entstehen durch Entweichungen von Treibhausgasen aus technischen Systemen, wie z. B. Kühlsystemen, Klimaanlagen oder aus der Verarbeitung von chemischen Substanzen. Sie können auch aus der Öl- und Gasförderung resultieren.

  3. Prozessbedingte Emissionen
    Emissionen, die durch industrielle Prozesse entstehen, etwa in der Chemie-, Stahl- oder Zementproduktion. Diese Emissionen resultieren nicht aus der Verbrennung von Brennstoffen, sondern aus der Verwendung von Materialien oder der Verarbeitung von Stoffen.


  4. Mobile Verbrennungsanlagen: Diese Emissionen entstehen durch Fahrzeuge und Maschinen, die das Unternehmen besitzt oder mietet, wie zum Beispiel Autos, Lkw und Gabelstapler.

Zusammengefasst handelt es sich bei Scope 1-Emissionen um solche, die das Unternehmen direkt kontrolliert und die entweder durch die Nutzung von Energie (z. B. Brennstoffen) oder durch industrielle Prozesse entstehen.

Scope 2

Scope 2 umfasst Emissionen, die durch den Verbrauch von gekaufter Elektrizität, Dampf, Wärme oder Kühlung entstehen. Diese Emissionen gelten als indirekt, da sie zwar durch die Aktivitäten des Unternehmens verursacht werden, aber an Quellen entstehen, die von anderen Unternehmen kontrolliert werden.

Das GHG-Protokoll unterscheidet zwischen zwei Methoden zur Berechnung von Scope 2-Emissionen:

  1. Standortbasierte Methode (Location-based Method): Diese Methode berücksichtigt die durchschnittlichen Emissionen des Stromnetzes in der Region, in der der Energieverbrauch stattfindet. Sie zeigt die Emissionen, die durch den allgemeinen Strommix in einem Land oder einer Region entstehen.

  2. Marktbasierte Methode (Market-based Method): Hier wird der Strom berücksichtigt, den das Unternehmen bewusst kauft. Es werden die Emissionswerte genutzt, die von den Energieanbietern angegeben werden, sowie die spezifischen Verträge, die das Unternehmen abgeschlossen hat.

Beide Methoden haben ihren Nutzen. Die marktbasierte Methode zeigt die Emissionen, für die das Unternehmen durch den Einkauf verantwortlich ist, während die standortbasierte Methode die Auswirkungen des Betriebs ohne Marktbeeinflussung veranschaulicht. Die Anwendung beider Methoden liefert eine umfassende Einschätzung der Risiken, Chancen und Veränderungen in den Emissionen aus der Stromversorgung.

Scope 3

Scope 3 umfasst alle weiteren indirekten Emissionen, die durch die Aktivitäten des Unternehmens entstehen, jedoch aus Quellen stammen, die nicht im Besitz oder unter Kontrolle des Unternehmens stehen. Das GHG-Protokoll unterteilt Scope 3-Emissionen in 15 verschiedene Kategorien.

Upstream Emissionen

  1. Gekaufte Waren und Dienstleistungen: (Purchased Goods and Services) Emissionen, die durch Produkte entstehen, die das Unternehmen im Berichtsjahr gekauft oder erworben hat. Dies umfasst sowohl Waren (physische Produkte) als auch Dienstleistungen (immaterielle Produkte).

  2. Kapitalgüter: (Capital Goods) Emissionen, die durch langlebige Produkte entstehen, die das Unternehmen nutzt, wie zum Beispiel Anlagen, Ausrüstungen und Immobilien.

  3. Energie- und brennstoffbezogene Aktivitäten: (Fuel- and Energy-Related Activities) Emissionen, die durch die Produktion von Brennstoffen und Energie entstehen, die vom Unternehmen im Berichtsjahr gekauft und verbraucht werden, aber nicht in Scope 1 oder Scope 2 berücksichtigt sind.

  4. Vorgelagerter Transport und Distribution: (Upstream Transportation and Distribution) Emissionen, die durch den Transport von gekauften Produkten vom Lieferanten zum Unternehmen entstehen, sowie durch Transport- und Vertriebsdienste von Drittanbietern, die im Berichtsjahr vom Unternehmen genutzt wurden.

  5. Abfall: (Waste) Emissionen, die bei der Entsorgung und Behandlung von Abfallprodukten des Unternehmens entstehen.

  6. Geschäftsreisen: (Business Travel) Emissionen, die durch den Transport von Mitarbeitern für geschäftliche Aktivitäten in Fahrzeugen entstehen, die im Besitz oder unter der Kontrolle Dritter stehen, wie Flugzeuge, Züge, Busse und PKW.

  1. Pendeln: (Employee Commuting) Emissionen, die durch den Transport von Mitarbeitern zwischen ihrem Zuhause und dem Arbeitsplatz entstehen. Dies kann auch Emissionen durch Homeoffice-Arbeit (also Mitarbeiter, die remote arbeiten) umfassen.

  1. Angemietete oder geleaste Sachanlagen: (Upstream Leased Assets) Emissionen, die durch die Nutzung von gemieteten Vermögenswerten entstehen, die vom Unternehmen betrieben werden.


    Downstream emissions


  2. Nachgelagerter Transport und Distribution: (Downstream Transportation and Distribution) Emissionen, die durch den Transport von Produkten nach dem Verkauf entstehen, z. B. durch die Lieferung an Kunden.


  3. Verarbeitung von verkauften Produkten: (Processing of Sold Products) Emissionen, die durch die Verarbeitung von verkauften Produkten durch Dritte entstehen.


  4. Nutzung von verkauften Produkten: (Use of Sold products) Emissionen, die durch die Nutzung der Produkte durch die Kunden entstehen.


  5. End-of-Life Treatment verkaufter Produkte: (End-of-Life Treatment of Sold Products) Emissionen, die durch die Entsorgung und Behandlung von Produkten am Ende ihres Lebenszyklus entstehen.


  6. Vermietete oder verleaste Sachanlagen: (Downstream Leased Assets) Emissionen, die durch die Nutzung von vom Unternehmen vermieteten Vermögenswerten entstehen.


  7. Franchise: (Franchise) Emissionen, die durch die Geschäftsaktivitäten von Franchise-Betrieben entstehen.


  8. Investitionen: (Investments) Emissionen, die mit den Investitionen des Unternehmens verbunden sind.

Tipps für das Reporting von Scope 3-Emissionen

Das Berechnen von Scope 3-Emissionen ist aufwändiger als bei Scope 1 und 2. Es erfordert die Zusammenarbeit mit Lieferanten und eine detaillierte Analyse der Wertschöpfungskette. Der Zugang zu den benötigten Daten ist oft schwierig und nicht immer möglich.

Wenn Daten fehlen, können Unternehmen auf sekundäre Daten zurückgreifen. Dazu gehören branchenspezifische Durchschnittswerte, Input-Output-Daten oder Schätzwerte. Diese helfen, Datenlücken zu füllen, können jedoch die Genauigkeit der Berichterstattung beeinträchtigen.

Hier sind acht Tipps und Ressourcen zur Berechnung von Scope 3-Emissionen:

  1. Nutze die GHG-Protokoll-Richtlinien: Schau dir die Berechnungsrichtlinien des GHG-Protokolls an. Diese bieten Methoden zur Schätzung von Emissionen in allen 15 Kategorien an.


  2. Verfolge Mitarbeiteraktivitäten: Richte Systeme ein, um Emissionen durch Geschäftsreisen und Pendeln zu erfassen. Tools wie Reise-Tracker und Umfragen können dabei hilfreich sein.


  3. Passe dein ERP-System an: Stelle sicher, dass dein ERP-System Ausgaben genau verfolgt und kategorisiert, um die Datensammlung am Jahresende zu erleichtern.


  4. Erkunde Life Cycle Assessment Datenbanken (LCA Datenbanken): Besuche die GHG-Protokoll-Website, um eine Liste von LCA-Datenbanken zu finden, die bei der Schätzung von Emissionen helfen.


  5. Konsultiere PCAF für Investitions-Emissionen: Nutze das Framework der Partnership for Carbon Accounting Financials (PCAF) für Methoden zur Erfassung von Emissionen aus Investitionen (Scope 3-Kategorie 15).


  6. Arbeite eng mit deinen Lieferanten zusammen: Gehe proaktiv auf deine Lieferanten zu, um direkte Emissionsdaten aus der Lieferkette zu erhalten.


  7. Binde alle Mitarbeiter ein: Sorge dafür, dass alle Mitarbeiter die Bedeutung der Datensammlung für das Scope 3-Reporting verstehen.


  8. Überprüfe jährlich die Datenqualität: Führe eine jährliche Überprüfung durch, um Verbesserungsmöglichkeiten zu identifizieren und die Datenqualität zu steigern.

Warum sollten Organisationen ihre Treibhausgasemissionen messen?

Die Erstellung eines Emissionsinventars ist ein entscheidender Schritt, um den CO₂-Fußabdruck eines Unternehmens zu verstehen. Mit einem Inventar lässt sich genau feststellen, in welchen Bereichen die höchsten Emissionen anfallen und welche Reduktionsstrategien sinnvoll sind.

Zudem setzen immer mehr Unternehmen und Länder Vorschriften um, die die Erfassung von Emissionen vorschreiben. Ein Beispiel ist die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), nach der Unternehmen ihre Emissionen bewerten müssen, wenn sie der Berichtspflicht unterliegen.

Die Berichterstattung und Offenlegung von Emissionsdaten ist ein Zeichen der Verantwortung und Transparenz gegenüber Kunden und Interessengruppen. Heutzutage ist es üblich, dass Investoren von Unternehmen die Offenlegung ihres CO2-Fußabdrucks und ihrer Reduktionsstrategien verlangen, da dies zu einem wichtigen Faktor für ihre Investitionsentscheidungen geworden ist. Auch die Kunden messen dem Umweltengagement eines Unternehmens eine größere Bedeutung bei, was ihre Kaufentscheidungen maßgeblich beeinflusst.

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